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Was ist Cyber-Mobbing?

Beleidigungen, Bedrohungen, Erpressung – die Facetten des Mobbings sind vielseitig. Immer häufiger finden diese auf digitalem Wege statt. Wir erklären Ihnen die wichtigsten Bestandteile des Cyber-Mobbings und welche Optionen Betroffene und Helfer ergreifen können.

Definition

Unter dem Begriff Cyber-Mobbing versteht man sämtliche Handlungen und Vorgehensweisen, bei denen eine Person von Dritten auf digitalem Wege belästigt, diffamiert oder genötigt wird. In erster Linie kommen dabei Nachrichten über Smartphones, aber auch der Kontakt via Sozialer Netzwerke wie etwa Facebook zum Tragen.

Zum Cyber-Mobbing wird darüber hinaus auch der Identitätsdiebstahl von Dritten gesehen, wenn dieser genutzt wird, um unter falschem Namen andere zu beleidigen.

Wer sind Täter?

Die Täter sind meist selbst bereits Opfer von Mobbing-Attacken geworden und sehen in den eigenen Mobbing-Angriffen eine Chance, sich nun zu rächen. Dabei gibt es kein klassisches Täterprofil. In gleichem Maße sind Mädchen als auch Jungen beim Cyber-Mobbing involviert. Fast jeder fünfte Jugendliche gab bei einer repräsentativen Befragung an, selbst bereits einmal im Internet jemanden gemobbt zu haben.

Bemerkenswert ist auch die mangelnde Einsicht der Täter. Fast die Hälfte erkennt nicht, dass das Mobben von Dritten nicht nur strafbar sein kann (etwa bei Beleidigungen), sondern dem Opfer auch erheblichen psychischen Schaden zufügt.

Beim Cyber-Mobbing gehen die Täter unterschiedlich vor. Gemeinsam haben alle Varianten nur, dass ein elektronisches Kommunikationsmittel für die Taten genutzt wird. In den meisten Fällen handelt es sich um Nachrichten per SMS oder Chat, deren Inhalt beleidigend, nötigend und sogar erpresserisch sein kann.

Wer sind Opfer?

Bei den Opfern handelt es sich meist um Personen, die bereits im realen Leben zur Zielscheibe von Mobbing-Angriffen geworden sind. Vor allem unter Jugendlichen in der Pubertät ist das Problem präsent, da während dieser Phase oftmals Schönheitsidealen entsprochen werden will. Wer diese nicht erfüllt, weil er zu dick oder dünn ist, gerät schnell in das Raster der Täter.

Die Opfer tragen nie Schuld, wenn Sie in diese Rolle geraten. Nicht beeinflussbare (gruppendynamische) Prozesse der Mobber rücken die Opfer in den Fokus und lassen Sie zum Ziel der Angriffe werden.

Was sind mögliche Folgen?

Die Folgen von Cyber-Mobbing sind in erster Linie psychischer Natur. Die Opfer werden sozial isoliert, erleiden erheblichen Stress und psychische Probleme bis hin zu dem Risiko des Suizid.

Gerade in der jüngeren Vergangenheit wurde etwa durch den Fall der Jugendlichen Amanda Todd die Problematik in den Medien bewusster thematisiert. Die Schülerin hatte sich im Oktober 2012 mit gerade einmal 15 Jahren das Leben genommen. Zuvor war sie jahrelang zur Zielscheibe von Cyber-Mobbing geworden.

Auch in Großbritannien gab es 2009 innerhalb kürzester Zeit zwei Suizid-Fälle von Minderjährigen, die im Zusammenhang mit Cyber-Mobbing standen.

Was ist strafbar?

Oftmals werden Mobbing-Angriffe so ausgeübt, dass diese durchaus strafrechtlich relevant sind.

Gewaltdarstellung

Die Verbreitung von gefilmten oder fotografierten Aufnahmen von Gewalt gegen eine Person sind nach §131 StGB strafbar.

Beleidung, üble Nachrede und Verleumdung

Die Paragrafen 185 bis 187 StGB befassen sich mit den vorgenannten Aspekten. Wer eine Person beleidigt oder schädigende Behauptungen (wissentlich oder unwissentlich) gegen diese aufstellt, kann hier belangt werden.

Körperverletzung

Mitunter geht das Mobbing über die nicht-physische Grenze hinaus. Sobald körperliche Gewalt angewendet wird, ist auch der §223 StGB (Körperverletzung) relevant.

Nötigung

Wenn einer Person ein großes Übel etwa in Form einer Androhung von körperlicher Gewalt entgegengebracht wird, kann der Straftatbestand des §240 erfüllt sein.

Nachstellung

Wer dauerhaft und wiederholt auf elektronischem Wege eine Person terrorisiert, kann wegen §238 StGB belangt werden.

Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches

Wer besonders peinliche oder unangenehme Aufnahmen veröffentlicht, verletzt den höchstpersönlichen Lebensbereich der abgebildeten Person und macht sich nach §201 StGB strafbar.

Recht am eigenen Bild

Wenn Mobber mit Aufnahmen der Person „agieren“, kann dies das Recht am eigenen Bild entsprechend der Paragrafen 22 und 23 KunstUrhG verletzen.

An wen kann man sich wenden?

Wer Cyber-Mobing erlebt, kann auf verschiedene Beratungsmöglichkeiten zurückgreifen und sich an diese wenden. Besonders einfach zugänglich sind hierbei die nachfolgenden.

Nummer gegen Kummer

Die Nummer gegen Kummer stellt gerade für Opfer von Mobbing-Attacken eine Möglichkeit dar, schnell, einfach und vor allem anonym nach Hilfe zu fragen.

Die Nummer gegen Kummer ist bundesweit gleich und lautet 0800 111 0 333. Unter dieser Nummer kann jederzeit ein kompetenter Ansprechpartner erreicht werden, der eine konkrete Hilfestellung anbietet. 0800-Nummer sind kostenlos – auch vom Handy aus, wie wir im Artikel „0800 vom Handy aus kostenlos“ erklären.

Online-Beratung

Beim Mobbing ist es besonders sinnvoll, dass das Opfer (meist sind es Kinder) nicht alleine ist. Deshalb ist die Online-Beratung eine gute Möglichkeit, Eltern und Kind gemeinsam an den PC zu bringen und dort eine fundierte Beratung zu erhalten. Erste Anlaufstelle sollte dabei das Portal bke-beratung.de sein.

Die Beratung erfolgt dabei denkbar einfach und zudem auf unterschiedlichen Wegen, je nachdem was für Eltern und Kind der beste Weg darstellt. Im ersten Schritt kann beispielsweise eine Auftrennung gewählt werden, sodass sich Eltern als auch Kind auf Wunsch separat beraten lassen können.

Ist diese Entscheidung gefallen, stehen den Betroffenen mehrere Wege offen. Neben einem individuellen Chat gibt es dabei Gruppenchats, Themenchats sowie ein Diskussionsforum.

Tipps für Schüler

  • Schüler sollten keine Angst davor haben, bei Cyber-Mobbing Angriffen die Unterstützung von Eltern und Lehrern zu suchen. Es ist meist nicht möglich, die Situation alleine zu lösen. Die Angriffen enden oftmals auch nicht von selbst.
  • Wer Opfer von Cyber-Mobbing wird, darf sich nicht in die Defensive begeben. Man hat selbst nichts getan, was falsch gewesen wäre. Nur ein offensives Vorgehen kann helfen.
  • Schüler sollte im Netz immer möglichst vorsichtig und zurückhaltend agieren. Insbesondere bei der Bereitstellung von Fotos sollte auf die Darstellung geachtet werden.
  • Sofort reagieren ist wichtig. Es ist keine Schande sich Hilfe zu holen.
  • Unbedingt eine Vertrauensperson heranziehen, die in dieser schweren Zeit beisteht. Die Eltern sind hier der wichtigste Anker.

Tipps für Eltern

  • Achten Sie auf jede Veränderung beim Verhalten Ihres Kindes. Vor allem der verstärkte Rückzug sowie der abbrechende Kontakt mit Freunden sind häufig Indizien für Mobbing.
  • Sobald Sie von etwaigen Angriffen erfahren, werden Sie sofort aktiv. In der Schule, bei den Eltern der Mobber sowie bei relevanten Straftaten auch bei der Polizei sowie bei einem Anwalt.
  • Schulen Sie Ihre Kinder im Umgang mit modernen Medien, soweit Ihnen dies möglich ist. Eine gute Medienerziehung kann vor vielen Fehlern, wie etwa der Verbreitung ungünstiger Fotos über Apps wie Snapchat, wie es beim sogenannten Sexting der Fall ist, schützen.

Tipps für Lehrer

  • Gehen Sie energisch gegen reale Mobbing-Angriffe vor und unterbinden Sie diese noch bevor sie zum Cyber-Mobbing ausarten können.
  • Informieren Sie die Schulleitung und falls möglich auch die Eltern unverzüglich, wenn sich ein derartiger Vorfall ereignet. Nur gemeinsam haben Sie eine Chance, die Situation zu klären.
  • Holen Sie sich Unterstützung durch fachberatende Stellen wie etwa der Polizei. Oftmals kann auch eine technische Beratung der Lehrer sinnvoll sein, damit diese die Abläufe beim Cyber-Mobbing besser nachvollziehen können.
  • Tauschen Sie sich rege mit Kollegen aus. Nur so erkennen Sie übergreifende Problemsituationen.
  • Einzelgespräche mit mobbenden Schülern können Mobbing-Angriffe oftmals im Keim ersticken.