Über den Tellerrand geschaut – der intelligente Tachograf
In der Bundesrepublik Deutschland waren rund 3,55 Millionen Lkw am 01. Januar 2022 zugelassen und das ist ein Rekord im Bestand an Lkw. Zum Vergleich: 1960 betrug der Bestand „nur“ 681.000. Der Anteil der Lkw im Güterverkehr hierzulande betrug 2021 rund 72,3 Prozent und die Fahrleistung der mautpflichtigen Lkw betrug 2021 rund 24,2 Milliarden Kilometer. Nicht nur, dass die LKW-Fahrer viel unterwegs sind, sondern sie sind, aufgrund ihrer schweren Ladung, stets gefährdet. Damit die Verkehrssicherheit und der Arbeitsschutz für die „Cowboys der Landstraße“ gewährleistet werden kann, hat der Gesetzgeber Vorgaben erlassen, an die sich die Unternehmen und Fahrer halten müssen.
Um die Einhaltung zu dokumentieren, muss in einem Lkw ein Fahrtenschreiber bzw. ein digitaler Tachograf vorhanden sein, inklusive einer Fahrerkarte. Die wichtigsten Informationen rund um den Fahrtenschreiber und was es mit der Fahrerkarte auslesen auf sich hat, das wird in diesem Artikel kurz zusammengefasst.
Was ist ein smarter Tachograph?
Die modernen intelligenten Tachografen verfügen über eine DSRC-Antenne (Dedicated Short Range Communication). Durch diese Technologie ist es möglich, ohne direkte Beteiligung des Fahrers eine Kommunikation und Datenaustausch von Fahrzeugen untereinander vorzunehmen. Zumeist ist die DSRC-Antenne an der Windschutzscheibe des Lkw montiert, die dann mit dem Fahrtenschreiber kommuniziert.
Diese moderne Technologie macht es möglich, dass Kontrollbehörden Fahrzeuge kontrollieren können, ohne diese anzuhalten. Abgefragt werden bei einer solchen Kontrolle die Basisdaten zum Fahrzeug, die Geschwindigkeit und zur Kalibrierung. Nicht übertragen werden weitere Daten wie die Lenk- und Ruhezeiten. Weitergeleitet an die Kontrollstelle werden die Daten, die von der DSRC-Antenne übermittelt werden, als verschlüsselte Textdatei.
Dass diese Methode Vorteile hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Denn so haben Kontrollbeamte die Möglichkeit, gezielter Fahrzeuge anzuhalten, die auffällig sind, um diese dann genauer zu überprüfen. Durch diese Vorgehensweise werden Speditionen und Fahrer, die sich vorschriftsmäßig auf den Straßen bewegen, nicht mehr durch lange Kontrollen aufgehalten.
Aufzeichnung der Daten: Was wird aufgezeichnet?
Die smarten Tachografen sind in der Lage, insgesamt rund 70 verschiedene Daten aufzuzeichnen, von denen 50 personenbezogen sind. Dabei handelt es sich um Daten wie der Name des Fahrers, seine Lenkzeiten (detailliert), Ruhezeiten und wann seine Fahrerkarte abläuft.
Darüber hinaus ist es über das globale Satellitensystem möglich, genau zu erfassen, wo der Lkw sich gerade befindet – Stichwort GPS Ortung. Allerdings findet diese Aufzeichnung nicht permanent statt, sondern lediglich beim Start der Schicht, nach einer Fahrzeit von drei Stunden, dem Wechsel der Aktivität und natürlich dem Ende der Schicht.
Wie oft müssen Fahrerkarte und Fahrtenschreiber ausgelesen werden?
Nicht nur, dass der Fahrtenschreiber oder EG-Kontrollgerät in Europa allgemein Pflicht ist, sondern die Erfassung und Dokumentation der unterschiedlichen Daten ist ebenfalls verpflichtend und gemäß der Vorgaben einzuhalten. Zudem gibt die EU-Verordnung genau vor, in welchen Abständen die Unternehmen die Daten zu dokumentieren haben.
Sämtliche Daten aus dem Massenspeicher des Tachographen sind spätestens alle 90 Tage in den Betrieb zu kopieren. Die Daten der Fahrerkarten müssen durch das Unternehmen spätestens alle 28 Kalendertage kopiert werden. Natürlich ist es möglich, Fahrtenschreiber und Fahrerkarte häufiger auszulesen. Was die Aufbewahrung angeht, so schreibt der Gesetzgeber vor, dass die Daten mindestens für zwei Jahre zu speichern sind und das datenschutzkonform. Zugriff auf die Daten haben ebenfalls die Werkstätten sowie die Polizei, wofür ein Lesegerät sowie die entsprechende Software vorhanden sein müssen.
Was das Thema Tachograf angeht, so ist ansonsten die Gerüchteküche stets ordentlich am Kochen. Aber Halbwissen zum Thema kann nicht nur gefährlich sein, sondern auch teuer werden.
Das Unternehmen hat seine Pflicht erfüllt, wenn…
Die Verantwortung des Unternehmers endet noch lange nicht mit der Pflicht zur Dokumentation der Arbeitszeiten der Fahrer und der Archivierung der Daten. Sondern er muss dafür sorgen, dass die Fahrer angemessen geschult und unterwiesen sind in Hinsicht auf die ordnungsgemäße Funktion des Tachografen. Darüber hinaus muss er überprüfen, ob die Fahrerkarte richtig eingesetzt wurde – ansonsten drohen Strafen und hier haftet das Unternehmen für die Verstöße der Fahrer.