Sind „kostenlose Angebote“ wirklich kostenlos?
Man kennt das von überall her: „75 Gramm gratis“, „3 für 2“, „der elfte Schokoriegel ist gratis“. Immer wieder wird damit geworben, dass es etwas kostenlos gibt, vermeintlich zum Vorteil für den Kunden. Aber ist das wirklich so? Gibt es tatsächlich noch etwas kostenlos? Oder ist das primär, wonach es klingt – Werbung?
Meistens ist es Werbung
Um es direkt vorweg zu nehmen: Wenn damit geworben wird, dass es einen vermeintlichen Bonus gibt, dann ist das vor allem Werbung. Es ist im Handel Gang und Gäbe, dass bei geplanten Preiserhöhungen einfach die Füllmenge reduziert wird. In einer Packung Schokoriegel sind nur noch 9 statt 10 Stück drin, in der Nuss-Nougat-Creme statt 500 Gramm nur noch 450 Gramm. In beiden Fällen bleibt der Preis aber gleich – der Kunde soll das beim Einkauf nach Möglichkeit nicht merken, da er ja dasselbe bezahlt. In vielen Fällen fällt das nicht einmal dann auf, wenn es um den Konsum geht, denn die Nuss-Nougat-Creme ist alle, wenn das Glas leer ist und wer zählt schon die damit bestrichenen Brote mit?
Ganz selten kommt es vor, dass ein Händler wirklich etwas „verschenkt“. Das kann bei „3 für 2“-Aktionen der Fall sein, etwa wenn es um Hosen oder Video-Spiele geht. Besonders gerne um die Feiertage poppen dann Angebote auf, die in die Richtung gehen. Während man auch hier durch einen höheren Grundpreis den „Verlust“ reduzieren kann, machen sich große Anbieter gar nicht mal die Mühe. Denn ihr Ziel ist ein anderes: Sie wollen die Kunden in die Geschäfte locken. Ist der Kunde einmal vor Ort, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass es nicht beim „3 für 2“-Einkauf bleibt, sondern, dass noch mehr gekauft wird. Außerdem macht eine solche Aktion auch für den Händler mehr Sinn als einzelne Produkte günstiger zu verkaufen, denn mit einer „3 für 2“-Aktion verkauft er in jedem Fall drei Positionen, wobei meistens ohnehin nur das günstigste der drei Produkte gratis ist, aber selbst dann, wenn es sich dreimal um denselben Preis handelt, fängt der Gewinn an den anderen beiden den Verlust wieder auf.
Die Idee hinter solchen Aktionen ist, dass der Kunde denkt, er hätte ein Schnäppchen gemacht oder mehr für sein Geld bekommen. Wer dem Ruf des Geschäfts widerstehen kann, der wird sicherlich auch dabei sparen können, aber meistens spekuliert der Handel tatsächlich darauf, dass im Aktionszeitraum noch mehr gekauft wird, was dann natürlich nicht im Angebot ist.
Kostenlos im Internet
Das Internet hat eine lange Tradition von kostenlosen Angeboten. Es wurde weitestgehend idealistisch geboren – Informationen sind kostenlos und für jeden zugänglich. Das steckt auch heute noch in vielen Köpfen drin und deshalb wird selbst in 2017 noch gerne damit geworben.
Das wohl bekannteste Beispiel dürften Kasino-Anbieter sein. Natürlich geht es dabei um das große Geld, allerdings für beide Seiten, für den Nutzer und für den Anbieter. Der Nutzer möchte mit möglichst geringem Einsatz möglichst viel gewinnen und die Bank – die gewinnt ohnehin immer. Aber um Nutzer anzulocken, versprechen viele Anbieter einen Bonus oder Freispiele.
Da sollte man aber genau hinschauen, denn es gibt nicht nur neue Casino Bonus ohne Einzahlung. In der Regel geht es um den buchstäblichen Begriff des Bonus – man bekommt etwas dazu. Wenn beispielsweise damit geworben wird, dass es einen 100-Euro-Bonus gibt, dann kann man meistens im Kleingedruckten nachlesen, dass damit gemeint ist, dass man 100 Euro On Top bekommt, wenn man mindestens nochmal so viel einzahlt. Doch es gibt auch Ausnahmen. Einige wenige Anbieter meinen es tatsächlich ernst, wenn sie davon sprechen, einen Bonus ohne Einzahlung zu offerieren. Der Spieler muss dann wirklich kein eigenes Geld einsetzen, um spielen zu können oder den Bonus zu erhalten, wobei der Haken dann ist, dass das Geld „virtuell“ ist und nicht ausgezahlt werden kann. Der Bonus, den der Anbieter gewährt, kann nur zum Spielen eingesetzt werden (seriöse Anbieter würden natürlich den möglichen Gewinn auszahlen).
Insgesamt lässt sich aber auch hier festhalten, was im Einzelhandel geht: Es geht den Anbietern darum, auf sich aufmerksam zu machen und die Aufmerksamkeit des Spielers zu erregen. Denn ist er einmal angemeldet und findet Gefallen an den Games, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass er bleibt und um noch mehr Geld spielt, weil er noch mehr gewinnen möchte. Deshalb werden solche Boni dann auch nur neu angemeldeten Spielern angeboten.
Manchmal gibt es „richtige“ Boni
Wie bereits erwähnt, sind die Boni meistens an Bedingungen gekoppelt. Üblicherweise richten sie sich an Neukunden und helfen meistens nur zum Spielen. Das ist genau der Grund warum die Hardliner unter den Spielern mit derlei Boni normalerweise nicht einverstanden sind. Doch auch für sie gibt es manchmal „echte“ Boni, also Geld, das nicht an Bedingungen geknüpft ist und das man sich demzufolge auch auszahlen lassen kann.
Manche Anbieter haben eine Art Treueprogramm. Gute Kunden, die lange und regelmäßig beim gleichen Anbieter zugegen sind, werden dann für ihre Treue belohnt. Gern gesehen sind auch Boni als Weihnachtsgeschenk oder zum Geburtstag. Diese Art des Entgegenkommens hat aber auch einen Hintergrund: Der Spieler soll motiviert werden, möglichst nicht die Plattform zu wechseln. Denn das Geschäft ist lukrativ und ein verlorener Kunde bedeutet automatisch auch verlorenes Geld. Insofern sind derlei Aktionen nachvollziehbar.
Fazit: Gratis ist meistens nichts
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Handel wie auch online meistens nichts gratis ist, allenfalls ist etwas günstiger, aber das bedeutet in keinem Fall, dass Händler oder Anbieter draufzahlen müssen. Es handelt sich um Aktionen, die Nutzer locken sollen. Unter dem Gesichtspunkt ist dann auch nachvollziehbar, wie sie zustande kommen. Mit dem Wissen ist es gleichzeitig aber auch nicht verwerflich, wenn man das Angebot entsprechend nutzt. Denn die Lieblingsschokoriegel hätte man in jedem Fall gekauft und wenn einer kostenlos ist, umso besser. Dasselbe Spiel bei der Nuss-Nougat-Creme oder beim Waschpulver. Und warum sollte das im Internet anders sein? Auch wenn viele (speziell Politiker) das Internet wie eine Extrawurst behandeln (wollen), gelten dort dieselben Regeln (und Gesetze) wie im „richtigen Leben“. Wer also ohnehin vor gehabt hatte, etwas in Anspruch zu nehmen, dem sei es gegönnt und sogar empfohlen, sich gleich das günstigste Angebot auszusuchen. Warum auch nicht?