Ratenkauf – Ja oder Nein
Ein neues Handy kaufen, die alte Waschmaschine austauschen oder die alte Couch gegen eine neue ersetzten? Viele Anschaffungen dieser Art sind teuer und nicht jeder hat das Geld dafür sofort zur Verfügung. Doch auch Händler wollen ihre Ware verkaufen. Ob Ratenkauf dafür die Lösung ist und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, ist hier erklärt.
Was ist eine Ratenzahlung?
Verkäufer und Käufer vereinbaren eine Teilzahlung der Ware, anstatt den Preis in voller Höhe direkt zu zahlen. Dafür fallen dann Zinsen an, ganz so wie bei einem Kredit. Die regelmäßigen Teilzahlungen beziehen sich auf einen bestimmten Zeitraum. Beispielsweise kann monatlich, wöchentlich oder alle drei Monate eine Rate fällig sein. Die Höhe der Rate ist vorher festgelegt und bildet sich aus dem Preis, der Laufzeit und der möglichen Leistung. Oft wird sie individuell auf das Einkommen zugeschnitten.
Die maximale Laufzeit dieser Finanzierungsform hängt zudem davon ab, wie lange die durchschnittliche Nutzungsdauer der Ware ist: Ein Auto ist langsamer abbezahlt als ein Handy. Auch über viele Onlineshops ist Ratenkauf möglich. Potenzielle Ratenkäufer sollten sich generell im Detail über die angebotenen Konditionen informieren.
Warum bieten Händler Ratenkauf an?
Sind die Konsumenten nicht liquide, gibt Ratenkauf den Händlern die Chance, ihre Regale oder Lager trotzdem leer zu bekommen. Viele Kunden lassen sich eher auf eine Ratenzahlung ein, statt den vollen Kaufpreis direkt zu leisten. Die Ware packen die Kunden sofort ein und zahlen die Summe von da an monatlich ab. Immer mehr Händler bieten auch günstige Ware zur Ratenzahlung an und erweitern damit ihr Geschäft.
Zudem ermöglichen ihnen die vielfältigen Bezahlmöglichkeiten über den Onlinekauf noch mehr Interessenten anzulocken. Üblich sind inzwischen Sofortüberweisung, auf Rechnung, per Kreditkarte oder PayPal. Mittlerweile ist das Bezahlen mit dem Handy online möglich. Dies eröffnet Kunden noch mehr Flexibilität.
Lohnt sich der Ratenkauf wirklich? – Kunden überschätzen oft ihre finanzielle Situation
Was ist zu beachten?
Durch den Ratenkauf fällt eine teure Anschaffung weniger ins Gewicht. Doch die Raten sind monatlich zu zahlen und Aufschieben ist nicht gestattet. Falls doch, sammeln sich die Raten an und im folgenden Monat ist die doppelte Summe fällig. Das passiert schnell, wenn Extra-Ausgaben durch kaputte Alltagsgegenstände wie Kühlschrank oder Auto nötig sind und deshalb die Rate für die Ware nicht gezahlt werden kann. Bei Verzug kommt es schnell zu einer Mahnung, die außerdem mit Gebühren zu Buche schlägt.
Vor allem Harz-IV-Empfänger empfiehlt sich keine Ratenzahlung. Das Einkommen spielt zwar keine Rolle beim Abschluss des Kaufvertrages, doch rutschen Kunden schnell in die Schuldenfalle, wenn das Geld nicht mehr ausreicht. Kündigt das Unternehmen die Ratenzahlung, ist der gesamte Betrag auf einmal zu zahlen. Ob die Belastung auf lange Sicht tragbar ist, ist im Voraus ausführlich zu bedenken.
Viele Elektrofachgeschäfte oder Möbelhäuser locken Kunden mit der so genannten Null-Prozent-Finanzierung. Hier ist bei knappem Budget Vorsicht geboten, denn häufig fallen zusätzliche Vermittlungsgebühren an oder der Abschluss einer Versicherung ist verpflichtend. Doch was passiert, wenn die Ware defekt ist, bevor sie abbezahlt ist? Verbraucher sollten sich deshalb unbedingt mit den Einzelheiten von Gewährleistung und Garantie vertraut machen, bevor sie eine solche finanzielle Verpflichtung eingehen. Die Verbraucherschutzzentrale rät außerdem dazu, sich bei Onlinekäufen über den Anbieter genau zu informieren
Tipps für einen erfolgreichen Vertragsabschluss
- Bietet die eigene Hausbank einen günstigeren Kredit als die Ratenzahlung im Geschäft oder Online-Handel? Mit einer Barzahlung lassen sich oft noch Rabatte herausholen.
- Puffer für unerwartete Kosten einplanen.
- Nicht mehr als drei Ratenkäufe gleichzeitig in Anspruch nehmen.
- Nach Null-Prozent-Finanzierung ohne Zusatzkosten fragen.
- Kurze Dauer mit erschwinglichen Raten vereinbaren.
- Den Verkäufer die Gesamtsumme aus Raten und Zinsen vorrechnen lassen. So erfahren Kunden, ob es sich wirklich um ein Schnäppchen handelt.
Käufer schaffen sich vieles per Ratenkauf an, doch sie bevorzugen bestimmte Warengruppen. Bei Statista ist zu sehen, dass Verbraucher beispielsweise der Ratenkauf von Elektronik, Kleidung und Schuhen recht lohnenswert finden, gleiches gilt für Autos in verstärktem Maße. Daraus lässt sich schlussfolgern: Je höher der Betrag und je länger die Nutzungsdauer, desto mehr Interesse besteht am Ratenkauf.
Immer beliebter: Elektronikgeräte online über Ratenzahlung erwerben
Diese Vorteile bringt ein Ratenkauf
Stehen finanzielle Mittel nicht zur Verfügung, bringt der Ratenkauf Erleichterung. Er ermöglicht, Waren sofort zu erwerben und zu nutzen, und das, obwohl sie noch nicht bezahlt sind. Neuanschaffungen stehen von Zeit zu Zeit an, weil etwas beschädigt ist oder nicht mehr energieeffizient genug ist.
Auch bei kleineren Elektrogeräten, wie Handy, Tablet, Spielekonsolen oder Zubehör ist Aufraten.kaufen eine beliebte und häufig genutzte Option. Neben günstigen Angeboten gibt es aber ebenso schlechte, weshalb sich ein Angebotsvergleich immer lohnt.
Welche Nachteile hat ein Ratenkauf?
Ratenkäufe scheinen praktisch und lohnend, doch es verbergen sich nicht nur Vorteile hinter dieser Zahlungsart.
- Häufig unterschätzen Kunden die eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse und rechnen nicht mit den Auswirkungen einer weiteren monatlichen Belastung.
- Die Verkäufer haben allein die Absicht, die Ware an den Mann zu bringen. Die finanzielle Situation des Kunden ist selten von Belang.
- Deshalb ist ein Ratenkauf für wenig finanzstarke Kunden häufig ein erster Schritt in die Schuldenfalle.
- Zudem fallen Zinsen, Vermittlungsgebühren oder sonstige Kosten. Das verteuert den Kaufpreis unterm Strich erheblich.
- Außerdem kommt es vor, dass Händler vorab die Preise hochsetzten, um bei einer angeblichen Null-Prozent-Finanzierung, die Kosten trotzdem auf den Kunden umlegen.
Deshalb gilt: Augen auf bei Angeboten und Preise vergleichen.
Käuferschutz durch gesetzliche Vorschriften – Das gilt
Bei jedem Ratenkauf wird ein Kaufvertrag geschlossen. Er bedarf bei Abschluss der Schriftform. Es muss vermerkt sein, welche Konditionen die Ratenzahlung mit sich bringt. Teil- und Barzahlungspreis stehen gegenüber. Die Barzahlung stellt den Kaufpreis dar, wenn sofort gezahlt wird. Die Teilzahlung enthält die Höhe der Raten, Zinsen und Bearbeitungsgebühren sowie weitere Kosten und Fälligkeitstermine.
Jeder private Käufer hat nach Abschluss eines Kaufvertrages ein zweiwöchiges Widerrufsrecht. Während dieser Zeit kann er den Vertrag ohne Angabe von Gründen für nichtig erklären lassen. Dazu ist der Widerruf schriftlich einzureichen. Im Kaufvertrag ist die genaue Adresse für den Widerruf angegeben sowie die Form, in der dieser einzureichen ist.
Tipp: Beim Postversand sollten Verbraucher ein Einwurfeinschreiben versenden und die Postlaufzeit mit berechnen. Sonst gilt der Widerruf als nicht fristgerecht eingegangen und der Vertrag entfaltet rechtlich bindende Wirkung.