Literatur nachkochen: Da zergehen die Wörter auf der Zunge
Bücher sind ja im Allgemeinen zum Lesen da. Die Buchstaben vor unseren Augen verführen uns zu träumerischen Ausschweifungen, regen unsere Gedanken an und öffnen uns Tore zu fremden Welten. Und neben Papier, das beim Umblättern unter unseren Fingern knistert, und dem Geruch der Umgebung, die dem Exemplar auf unserem Schoß anhaftet, können Wörter uns auch das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Wer jetzt an Kochbücher denkt, hat weit gefehlt. Natürlich ist ein Kochbuch normalerweise die erste Wahl, wenn ein großes Abendessen oder eine Gartenparty ansteht (oder zumindest eine Onlineversion dessen). Allerdings gibt es auch Romane, in denen Essen eine große Rolle spielt und die unsere Sinne so gleich mehrfach berühren.
Wer kennt das schließlich nicht? Ein schwacher Geruch in der Nase lässt unsere Gedanken zurück in die Kindheit wandern, als Oma die einfache Lieblingssuppe oder den Familienkuchen auftischte. Geschnittenes Gras im Sommer. Der Geruch von feuchter Erde oder dampfendem Beton.
Der Duft des Gerichts, welches unsere Mutter zu kochen pflegte, wenn wir krank waren. Er lässt unseren Körper wohlig entspannen – reines Comfort Food, wie es heute so schön heißt. Diese Erinnerungen leben tief in unserem Innern und werden durch Gerüche aktiviert.
Schon Süskinds Meisterwerk „Das Parfüm“ eröffnete uns die Pforten in die sinnliche Welt der Düfte. Diese magische Verbindung von Geruch und unseren Emotionen entsteht im limbischen System, genauer gesagt, der Amygdala und dem Hippocampus. Rachel Herz, Wissenschaftlerin an der Brown University in Providence, ging in ihrem Experimenten diesem faszinierenden Zusammenspiel auf die Spur und erforscht, wie Düfte auf unsere Emotionen wirken.
Und nicht nur alte Erinnerungen werden durch unser Riechorgan aktiviert, auch neue Verknüpfungen werden ständig gebildet. „Keine anderen Sinne haben so einen tiefen Zugang“, sagt Herz. Auf der anderen Seite haben einige den Verlust ihres Geruchssinns vielleicht leidvoll in der Pandemie erfahren müssen. Unter den Auswirkungen einer COVID-Erkrankung hatte nicht selten unsere Nase zu leiden, und somit auch unser Geschmackserlebnis.
Herz hat über die Welt der Gerüche ein Buch geschrieben: „Weil ich dich riechen kann: Der fünfte Sinn und sein Geheimnis” (englischer Originaltitel: The scent of desire) und entführt darin ihre Leser*innen auf eine Reise in die Welt der Düfte und Erinnerungen. Wir nehmen uns dieses Buch und seine Thematik zum Anstoß, auf Reise durch ein literarisches Menü zu gehen. Die im Folgenden vorgestellten Bücher sorgen für genüssliche Abende auf dem Sofa, in Erinnerungen an die Vergangenheit oder Vorfreude auf die Zukunft schwelgend, und können durchaus zu Besten Küchenmaschine inspirieren.
Gerne dürfen sie als Anstoß zu einem gemeinschaftlichen Zusammenkommen in der Familie oder im Freundeskreis genommen werden. Die perfekte Ausstattung für einen gelungenen Kochabend finden Sie zum Beispiel hier. Denn Essen genießt mensch schließlich am besten in Gemeinschaft, oder?
Wir haben für Sie fünf Romane ausgesucht, die ihre Geschmacksknospen zum Blühen bringen werden – lassen Sie sich inspirieren!
1. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Marcel Proust
Dies ist unwiderruflich ein Klassiker der Geruchsliteratur. Auch den Literaturliebhaber*innen, die sich nicht durch dieses Werk mit über viertausend Seiten gekämpft haben, ist die Szene mit den Madeleines wohl ein Begriff. Proust beschreibt hier auf eindrückliche und sehr ausführliche Weise, welche Erinnerungen der Verzehr der Madeleines in der Hauptperson auslöst.
Das Nachbacken dieser französischen Köstlichkeiten ist nicht nur für Kinder ein Highlight!
2. Das Persische Café, Marsha Mehran
Irisch und persisch ist vielleicht keine gängige Kombination. Doch in diesem Buch verweben sich die Kulturen auf köstlichste Art und Weise. Drei persische Schwestern eröffnen im ländlichen Irland ein Café, und kochen sich damit in die Herzen der Bewohner*innen.
Wer also nach einem exotisch angehauchtem Essen sucht, findet in diesem Roman mit Sicherheit genügend Inspiration
3. Kommissar Dupin, Jean-Luc Bannalec
Vielleicht für einige überraschend, ist ein Faible für gute Küche oft Bestandteil eines erfolgreichen Kriminalromans. Der Hauptcharakter dieser Krimireihe sinniert oft im bretonischen Café Amiral über den aktuellen Fall, die Liebe und das Leben. Leser*innen bekommen hier alle Vorzüge der französischen Küche serviert – bretonische Seezunge, Crèpes, diverse Fleischgerichte und natürlich der passende Wein dazu – all dies gibt es nun auch zusammengestellt in einem speziellen Kochbuch. Mit Hilfe von Kommissar Dupin speisen Sie also wie eine Gottheit in Frankreich – oder zumindest wie im Café Amiral, welches tatsächlich existiert.
4. Tausend Tage in der Toskanam Marlena de Blasi
In diesem appetitlichen Roman kommen italienisches Dolce Vita, Kulinarisches, Liebe und das Reisen auf den Tisch. Di Blasi, eigentlich eine amerikanische Köchin, bringt hier pures Toskana-Feeling zum Leben. Hier warten authentische Rezepte auf Sie sowie eine Geschichte, die so in ihren Bann zieht, dass Sie sogar Ihre Haltestelle verpassen werden.
5. Butter, Asako Yuzuki
Dieser satirische Roman ist nichts für Veganer*innen, denn die Handlung trieft von Butter. Unglaublich genussvoll erzählt die Autorin die Geschichte einer angeblich männermordenden Frau, die aus dem Gefängnis Rezepte schreibt. Ein Plädoyer für Weiblichkeit und Feminismus, das Frauen und Genuss zelebriert. Das optimale Buch also, um mit Freundinnen das gute Essen zu zelebrieren.