Handy, iPads, Computer & Co. Was ist genug und was zu viel?
Fortschritt ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite möchte man als Eltern seinen Kindern die neueste Technik nicht vorenthalten und auf der anderen Seite am liebsten verbieten. Der Grund ist oft vielschichtig. Zum einen gibt es viele Informationen, die immer und überall abrufbar sind und auf der anderen Seite möchte jeder sofort und überall erreichbar sein.
Das klingt nicht nur verlockend, das ist es auch, und wenn wir ehrlich sind, nutzt der eine oder andere von uns Eltern diese bequeme und scheinbar endlose Enzyklopädie auch hin und wieder. Aber wie viel Zeit darf mein Kind mit Bildschirmmedien verbringen?
Aufklärung ist das A und O
Wichtig vor dem surfen im Netz ist eine ausreichende Aufklärung der Kinder. Sie sollten über die möglichen Gefahren Bescheid wissen, bevor sie munter darauf los surfen. Sie müssen wissen, was es bedeutet, wenn private Informationen ins Netz gestellt werden. Die Nutzungszeit lässt sich wunderbar mit einer App messen. Damit kann sich ihr Kind selbst ein Bild davon machen, wie lange es am Bildschirm sitzt. So können Sie gemeinsam Zeiten festlegen. Filter sind besonders wichtig, damit lassen sich zum Beispiel Seiten mit jugendgefährdenden Inhalten blockieren.
Transparenz ist beim Umgang mit neuen Medien extrem wichtig. So sollten Kinder und Jugendliche lernen, mit Inhalten rund um Online-Spiele und soziale Medien umgegangen werden soll. Auch der richtige Umgang mit für bestimmte Altersgruppen verbotenen Medien – wie Online-Automatenspielen – muss erlernt werden. Es ist zum Beispiel oft nicht eindeutig festzustellen, ob es sich bei einem Spiel vielleicht doch um ein potenzielles Glücksspiel handelt.
Wie lange darf mein Kind das Handy nutzen?
Hier ist das Alter entscheidend. Laut der Empfehlung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sollten Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr gar keine Bildschirmmedien nutzen.
Da jedes Kind aber anders ist, sind dieses nur ungefähre Richtmaße. Wenn man sich aber vor Augen führt, was in den ersten drei Jahren mit dem Kind passiert, dann wird schnell klar, dass die Kinder nicht viel von einer virtuellen Welt lernen können. Kinder brauchen Haptik. Sie wollen ihre Welt ertasten. Kleinkinder lernen zudem von der Mimik der Eltern. In diesem Alter ist es deshalb wichtig, dass man leicht verständliche Bücher vorliest und mit ihnen Bilderbücher anschaut. Für die ganz Kleinen eigenen sich Fühlbücher oder Bücher mit authentischen Geräuschen.
Reden, Reden, Reden
Gerade in der Entwicklungsphase ist es wichtig, dass viel mit den Kindern geredet wird. Auch wenn die ganz Kleinen noch nicht verstehen können, was gesprochen wird, so sind sie sehr wohl in der Lage, die Lippengestik zu erkennen. Die Verfolgung der Mimik hat einen erheblichen Einfluss auf das Kommunikationsverhalten. Die Nachahmung wird zunehmend zu einem wesentlichen Lernmedium. Zunächst imitieren sie das, was sie hören und nach ständigen Wiederholungen formt sich nach und nach die eigene Sprachproduktion. Das geht alles verloren, wenn die Kinder zu früh an bestimmte Bildschirmmedien herangeführt werden.
Drei bis sechs Jahre: Was ist erlaubt?
Die Grenze von maximal 30 Minuten am Tag sollte nach Möglichkeit nicht überschritten werden. Damit sind die Bildschirmzeiten aller Bildschirmmedien gemeint. In diesem Alter können Bilderbücher angeschaut werden und vorlesen liebt beinah jedes Kind. Alternativ können aber auch klassische Spiele gespielt werden oder interaktive Bücher, die Bewegungsspiele beinhalten, wie zum Beispiel „Mit mach Bücher“ ausprobiert werden.
Sechs bis zehn Jahre: Es darf ein bisschen mehr sein!
Im Alter von sechs bis zehn Jahre können die Bildschirmzeiten etwas ausgeweitet werden. 45-60 Minuten am Tag. Dabei ist zu beachten, dass diese empfohlene Zeitangabe für alle Bildmedien gilt. Die Kinder können zum Beispiel angeleitet werden, Bücher selbst zu lesen oder mit Lernspielen ihr Wissen zu erweitern. Natürliche Bewegungen sollten dabei aber nicht vernachlässigt werden. Frische Luft und Freizeitaktivitäten braucht ihr Kind und die ist nicht nur wichtig für das Immunsystem. Damit die Kinder nicht überreizt werden, ist es ratsam, eine Stunde vor dem Schlafengehen keine Bildschirmmedien mehr zu gestatten.
Was kann ich tun, wenn mein Kind zu viel am Handy spielt?
Ob Handy, Tablet, iPad, Konsole oder PC, alle haben ähnliche Eigenschaften. Sie fesseln. Hier ist die Sucht nicht zu unterschätzen. Nach einer DAK-Gesundheit Studie erfüllen 2,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland die Kriterien für eine Abhängigkeit. Aber wie erkenne ich, ob mein Kind süchtig ist? Der Übergang von unproblematischer Nutzung und problematischer Abhängigkeit ist nahezu fließend. Oft wird es gar nicht, oder erst viel zu spät bemerkt.
Typische Erkennungsmerkmale: Wenn zum Beispiel ihr Kind selbst in den Ferien oder bei schönem Wetter zum Handy greift, statt sich zu verabreden. Wenn das Handy plötzlich unentbehrlich wird und unwillkürlich zum Handy gegriffen wird, obwohl es keinen Anlass dazu gibt oder wenn reale Kontakte zunehmend nur noch virtuell kontaktiert werden.
Hier ist bereits ein Eingreifen erforderlich. Dem Kind sollte verständlich gemacht werden, dass man sich ernsthaft Sorgen macht. Eine Regelung zur Handynutzung könnte vereinbart werden, allerdings sollten Sie als Beispiel vorangehen und ihren eigenen Medienkonsum beschränken. Alternativen wie kulturelle Angebote oder Freizeitaktivitäten anbieten. In Familienaktivitäten einbeziehen und dem Kind möglichst viel Aufmerksamkeit schenken.
Manchmal ist aber keine Regelung möglich, weil das Kind blockiert. Alle gut gemeinten Ratschläge und Angebote werden ausgeschlagen und jede Bemühung, das Kind zu motivieren, schlägt fehl. In diesem Fall kann man sich Rat bei Erziehungsberatungsstellen, Jugendberatungsstellen oder Fachstellen für Suchtprobleme holen. Dort werden Sie kompetent unterstützt. Sie können zusammen mit ihrem Kind diese Stellen aufsuchen oder auch alleine.