IT-Wirtschaft setzt zunehmend auf Niedriglohnländern
Hauptsache billige Arbeitskraft? Deutschland ist noch weit davon entfernt. Doch eine Tendenz zeichnet sich auch in der deutschen IT-Wirtschaft ab. Denn eine Mehrheit der Unternehmen hierzulande ist laut des Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants (PAC) dabei, auch auf Ressourcen in Niedriglohnländern zu setzen.
Im Auftrag des deutsch-indischen IT-Dienstleisters TUI Info Tec befragte PAC 100 IT-Entscheider in deutschen Großunternehmen. Das Ergebnis stimmt zum Teil nachdenklich, zum Teil ist es ein Fingerzeit in Richtung der Politik. Denn obwohl der Anteil laut des Pierre Audoin Consultants durch die weltweit verteilten Ressourcen in Deutschland noch wesentlich geringer ist, als beispielsweise in den USA oder Groß Britannien, ist auch am deutschen Markt "günstige Lohnkosten" ein gängiges Argument, um auf Niedriglohnländer zu setzen.
Offshore-Potenzial ist noch nicht ausgereizt
Das so genannte Offshore-Potenzial ist damit also noch nicht ausgeschöpft und hat Luft nach oben. Indien beispielsweise ist in der IT-Welt seit Jahren der wichtigste Offshore-Markt weltweit. Die Technik macht solche Kontinent-Sprünge möglich. Denn durch das Virtualisieren von IT-Service-Centern und damit auch deren Verteilung auf verschiedene Länder macht günstige Arbeitskräfte mit demselben Know-how wesentlich attraktiver, als beispielsweise ein deutscher "teurer" Ingenieur. Das gesamte Unternehmen wird über Server gesteuert. Der Service steigt komplett in die Cloud.
Fachkräftemangel in Deutschland
Es werden aber auch Fachleute aus Indien, Brasilien und China eingeflogen oder halt dort beschäftigt. Der Grund liegt in deutschen Händen: Der Fachkräftemangel ist seit Jahren ein Thema hierzulande und wird von der Politik sogar durch die Unterstützung des Unternehmensgedanken weiter vorangetrieben. Noch ist ein gesundes Mittel anzupeilen. Generell zeigt die Studie, dass es noch beträchtliches Potenzial für Offshore-Aktivitäten gibt: bei der Mehrzahl der befragten Unternehmen liegt der Offshore-Anteil heute unter 30 Prozent der gesamten IT-Leistungserbringung – wobei gleichzeitig ein deutlich höherer Anteil als "ideal" angesehen wird.
Laut PAC müssen sich sich Offshore-Anbieter auf Deutschland besser einstellen. Ein kombiniertes Onshore-Offshore-Modell, also auch die Berücksichtigung der Arbeitskräfte im eigenen Land, ist daher besser geeignet.