Facebook: Plötzliche Sorge um Privatsphäre der Nutzer
Ein neuer Trend auf dem Bewerbermarkt sorgt für Wirbel bei Facebook. Immer mehr Unternehmen verlangen von ihren Bewerbern die Herausgabe der Zugangsdaten. Durch den direkten Einblick in das Konto will man sicherstellen, sich kein „schwarzes Schaf“ ins Unternehmen zu holen.
Schon seit Langem ist bekannt, dass Unternehmen auch in Sozialen Netzwerken ihre Bewerber prüfen. In den USA hat diese Methode jedoch bereits ein inakzeptables Maß erreicht.
Unternehmen fordern dort Bewerber auf, ihre Zugangsdaten zu ihren Facebook-Konten auszuhändigen. Wer sich weigert, wird quasi sofort aussortiert.
Die Überlegung hinter diesem Schritt ist dabei simpel: Man will erfahren, wie der Bewerber wirklich ist. Der Teil des Profils, der öffentlich zugänglich ist, ist dafür nicht interessant.
Facebook wehrt sich
Obwohl Facebook bekanntermaßen nicht zimperlich im Umgang mit persönlichen Nutzerdaten ist, protestiert man gegen eine derartige Vorgehensweise.
Der Datenbeauftragte von Facebook, Eric Egan, äußerte sich im Firmenblog mit scharfen Worten über diese Praxis. Er betonte, dass die Nutzer nicht verpflichtet seien, ihre Passwörter auszuhändigen.
In der Vergangenheit habe diese Praxis von Personalern jedoch besorgniserregend zugenommen.
Kaum Schutz für Bewerber
Zumindest in den USA haben Bewerber kaum Möglichkeiten, gegen diese Handlungen vorzugehen. Wer nicht kooperiert, wird im Bewerbungsprozess rasch aussortiert.
Da sich das Land nach wie vor nicht von der Wirtschaftskrise erholt hat, gehen die wenigsten Bewerber ein derartiges Risiko ein.
Facebook droht indes mit juristischen Schritten, sollten Unternehmen sich nicht zurückhalten. Die Drohung hat dabei durchaus Substanz: Bewerbungsverfahren in den USA sind rechtlich äußerst heikel. Um Diskriminierungsklagen zu entgehen, wird in den Bewerbungen nie nach Alter, Religion oder dergleichen gefragt.
Das Vorgehen Facebooks wirkt paradox, bedenkt man deren grundsätzliche Haltung zu Nutzerdaten. Für das Soziale Netzwerk ist es jedoch entscheidend, das Vertrauen ihrer Nutzer zu behalten. Vermutlich stellt dies auch den einzigen Grund dar, wieso man sich derart offensiv geäußert hat.