Warum es Microsoft beim Edge-Browser manchmal übertreibt
Der erste Microsoft Edge, der im Zuge von Windows 10 vorinstalliert war, war auf ganzer Linie ein Flop. Nur wenige nutzten ihn, oft wurde er lediglich für den Download eines anderen Browsers gestartet. Microsoft hatte trotzdem lange Hoffnung, irgendwann war diese aber auch beim Hersteller weg. Die Lösungsansätze für das Problem waren vielseitig, man konnte zum Beispiel nachbessern, den Browser komplett einstampfen oder ihn noch einmal neu erschaffen. Am Ende wurde es die dritte Option, wobei es aber nicht bei der gleichen Vorgehensweise blieb. Beim ersten Edge wurde nämlich die Performance kritisiert, sodass man die Engine durch Chromium auswechselte. Der Unterbau war damit identisch zu Chrome, auch das Design und das Logo wurden angepasst. Letzteres hat überhaupt nichts mehr mit dem alten Icon zu tun.
Seit Anfang 2020 steht der neue Microsoft Edge zum Download bereit, mittlerweile wird er auch automatisch via Windows Update eingespielt. Ein nachvollziehbarer Schritt, denn schließlich soll die alte Version so schnell wie möglich vom Markt verschwinden. Es gibt aber leider auch negative Schritte, die der Hersteller mit seinem neuen Browser unternimmt beziehungsweise unternommen hat.
Ein Fenster im Vollbildmodus
Kritisiert wird unter anderem, dass Microsoft sich Marktanteile mithilfe eines bildschirmfüllenden Fensters ergattert. Man kann das Ganze zwar über den Task-Manager schließen, doch wer sich nicht so gut mit PCs auskennt, der muss mit der Tour des neuen Edge fortfahren. Egal, ob man es möchte oder nicht.
In den Foren wird dieses Verfahren zurecht stark kritisiert, schließlich sollte es immer dem Nutzer überlassen bleiben, ob er umsteigen möchte oder nicht. Der Austausch zwischen alter und neuer Version ist an sich ein logischer Schritt, die Umsetzung mit dem bildschirmfüllenden Fenster aber nicht.
Browserdaten werden ungefragt kopiert
Wie einige Nutzer herausgefunden haben, kopiert der Chromium-Edge wohl ungefragt Daten von anderen Browsern, die bereits am Gerät installiert sind. Nicht einmal das dazugehörige Dialogfenster schafft Abhilfe, wenn der Prozess hier abgewählt wurde.
Das sollte natürlich bei einem Unternehmen wie Microsoft nicht so sein, denn solche Vergehen schmälern die Vertrauenswürdigkeit. Man muss aber zumindest zugeben, dass es sich hier um kein Datenleck oder so handelt, sodass die Daten zu keinem Zeitpunkt gefährdet sind. Stattdessen werden sie einfach „nur“ ungefragt in den neuen Edge kopiert.
Nutzer verzeihen nicht alle Fehler
Eine solche aggressive Vorgehensweise kann unter Umständen auch nach hinten losgehen. Das bestimmt auch nicht der Hersteller, sondern die Nutzer. Microsoft hat es mit den oben genannten Beispielen bereits sehr weit getrieben, manche werden sich deshalb auch sicherlich gegen den Browser entscheiden. Bleibt nur zu hoffen, dass der Windows-Hersteller (das betrifft aber natürlich auch andere) daraus gelernt hat und die Aggressivität ein wenig nach unten schraubt.
Der neue Edge ist trotzdem ein Erfolg
Die Entscheidung für den Bau eines neuen Edge-Browsers mit Chromium-Unterbau war goldrichtig. Das sieht man nicht nur an den positiven Rückmeldungen, sondern auch an den Marktanteilen. Während Google Chrome momentan uneinholbar ist, hat sich dahinter stets Mozilla mit seinem Firefox eingefunden. Mit dem neuen Edge änderte sich das, denn jetzt ist er auf Platz zwei und es gibt keinerlei Anzeichen, dass sich das in nächster Zeit ändert.
Unterm Strich hat Microsoft den richtigen Weg gewählt und seinen Edge-Browser mit Chromium-Engine neu auf die Beine gestellt.