Wie moderne Web-Technologien Apps immer überflüssiger machen
Wer in der „guten, alten Zeit“ schon orakelte, dass das Internet die Zukunft ist, sollte Recht behalten: Tatsächlich hat sich vieles aus unserem täglichen Leben mittlerweile ins Internet verlagert. Das betrifft mittlerweile nicht mehr nur Informationen, sondern durchaus auch komplexe Applikationen und sogar Spiele. Bestes Beispiel: Office-Programme, die mittlerweile im Web zur Verfügung stehen und keine Installation benötigen. Und natürlich Games. Vorne mit dabei: Online Casinos mit Startguthaben.
Offene Standards machen es möglich
Das Web trat lange Zeit auf der Stelle. Der Grund dafür waren proprietäre Technologien wie Active X und Flash. Dank des Smartphone-Booms, wo weder das eine noch das andere sinnvoll (oder überhaupt verfügbar) war, mussten Alternativen her – und die gibt es mittlerweile. Sie heißen HTML 5, JavaScript, CSS, WebGL, um nur einige zu nennen. Im Gegensatz zu Flash handelt es sich hierbei um offene Standards, d.h. jeder, der über das nötige Wissen verfügt, kann sie nutzen. Vor allem aber kann jeder Browser-Entwickler sie implementieren und das sorgt für einen gewissen Luxus, denn damit werden die Technologien auf allen Plattformen nutzbar und müssen nur minimal angepasst werden, um z.B. auch für Touch-Geräte nutzbar zu werden.
Dabei sollte man die Möglichkeiten nicht unterschätzen: WebGL ermöglicht beispielsweise aufwändige 3D-Spiele, direkt im Browser. Sicher: Das Ressourcen-Problem wird dadurch nicht gelöst – schnelle Hardware wird trotzdem benötigt. Aber ob das Gerät mit Windows, Linux, Android oder iOS läuft, spielt dann keine Rolle mehr. Das wissen auch Entwickler und widmen sich daher immer mehr dem Browser als Plattform. Der Möglichkeit, Spiele anzubieten, ohne dass der Nutzer dafür etwas herunterladen oder installieren muss, ist nämlich durchaus verlockend – gerade, weil der Trend ohnehin in Richtung Free-to-Play geht.
Datensicherheit neu bewertet
So schön es klingt und so verlockend die Vorteile auch sein mögen – die Verlagerung der Offline-Welt in das Web hat Nachteile. Beispielsweise beim Datenschutz. Bei klassischen Programmen kann man einfach das Netzwerkkabel ziehen und die Daten lokal speichern – kein anderer kann mithören. Das ist bei Cloud-Angeboten technologiebedingt nicht so einfach. Man hat mittlerweile Mittel und Wege gefunden, die Web-Apps auch im Offline-Modus betreiben zu können (für den Fall, dass kein WLAN-Hotspot in der Nähe ist). Auch das „Mithören“ der Daten durch Dritte kann umgangen werden, indem verschlüsselte Verbindungen eingesetzt werden.
Bleibt nur noch die Frage, was mit den fertigen Daten geschieht. Im Falle von Spielen (z.B. Savegames) ist man bei Online-Spielen, allein um das Cheaten zu erschweren, ohnehin dem Anbieter ausgesetzt. Aber auch bei Office-Programmen, z.B. Google Docs, ist das ein Thema. Und hier gilt ganz klar: Entweder man vertraut dem Anbieter oder man sollte Abstand vom Dienst gewinnen. Denn der Anbieter hat im Zweifelsfall immer die Möglichkeit, die Daten zu lesen, insbesondere dann, wenn sein Geschäftsmodell darin besteht, mit Werbung Geld zu verdienen.
Deshalb auf Web-Apps verzichten?
Sollte man deshalb auf Web-Apps verzichten? Das ist nicht notwendig, denn dass große Namen wie Google, Apple und Microsoft ausgeklügelte Cloud-Lösungen anbieten, bedeutet nicht, dass sie damit allein sind. So kann man beispielsweise mit Dropbox und einem Desktop-Programm noch immer, auch kollaborativ arbeiten. Weiterhin bieten die meisten „privaten Clouds“, vornehmlich NAS-Systeme, die Möglichkeit in der Cloud zu arbeiten. Der Unterschied ist hier, dass der Cloud-Server unter dem eigenen Schreibtisch steht. Der Anbieter (beispielsweise Synology oder QNAP) liefern nur eine Schnittstelle zum NAS über das Internet. Aber Dokumente und auch Web-Apps sind auf dem lokalen Server gehostet und das bedeutet, dass die eigenen Daten sicher sind; oder sagen wir, so sicher wie der Zugang zum NAS ist (das schließt die Internetverbindung freilich mit ein).