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Spieltrieb bei Männern: Harmloses Hobby oder steckt mehr dahinter?

Immer ein Kind bleiben – dieser von vielen gehegte Wunsch wurde einst in der Romanfigur Peter Pan von James Matthew Barrie festgehalten. Eine Geschichte, die dennoch etwas Wahres hat. Denn auch wenn Männer körperlich natürlich erwachsen werden, verhält sich so mancher wie ein kleines Kind. Der Fachmann bezeichnet das als Peter-Pan-Syndrom.

Kreiert wurde der Begriff von Dan Kiley, seines Zeichens Familientherapeut. Dieser brachte Anfang der 1980er Jahre ein Buch mit dem Titel „Das Peter-Pan-Syndrom. Männer, die nie erwachsen werden“ heraus und zeigte dabei der Gesellschaft, dass das Verhalten mancher Männer durchaus ernst genommen werden muss – auch wenn der Wunsch, immer ein Kind zu bleiben, erst einmal nicht verwerflich ist.

Peter-Pan-Syndrom: keine offiziell psychische Erkrankung

Junge als Peter Pan, an seiner Seite zwei Mädchen als Elfen verkleidet
Bild: Wie Peter Pan würde so mancher Mann gerne ewig ein Kind bleiben. Quelle: mmaja – 479842390 / Shutterstock.com

Auch wenn der Begriff des Peter-Pan-Syndroms mittlerweile von zahlreichen Wissenschaftlern anerkannt ist und auch genutzt wird, ist die Krankheit keine offiziell psychische Erkrankung. Das heißt, dass es dafür auch keine offiziellen Behandlungsmöglichkeiten gibt. Mehr noch: Nicht jeder, der die in der Folge genannten Symptome aufzeigt, leidet auch unter dem Peter-Pan-Syndrom.

Bei Männern, die nicht erwachsen werden wollen oder können, muss man genau hinsehen. Denn nicht jeder Mann, der ein kindisches Verhalten an den Tag legt, leidet auch unter dem Peter-Pan-Syndrom. Hier müssen mehrere auffällige Verhaltensweisen auftreten. Erst dann ist eine intensive psychologische Betreuung sinnvoll.

Die Symptome des Peter-Pan-Syndroms

  • Kindisches bzw. kindliches Verhalten
    Männer, die unter dem Peter-Pan-Syndrom leiden, sind albern, kennen ihre Grenzen nicht und verhalten sich nicht ihrem Alter entsprechend. Dies kann sich bei einem 50-jährigen zeigen, der seine Freizeit permanent auf Partys verbringt oder bei einem 40-jährigen, der sich überwiegend mit 20-jährigen umgibt. Auch ein extremes Interesse an Slots und Spieleautomaten bzw. ein ausgeprägter Spieltrieb können ein Anzeichen für das Peter-Pan-Syndrom sein.
  • Verantwortung ist ein Fremdwort
    Sich an Regeln halten, seine Fehler zugeben, Dinge lieber heute als morgen erledigen, Selbstdisziplin üben – all das schieben Betroffene weit von sich, denn Verantwortung wird nicht übernommen.
  • Nur oberflächliche Beziehungen
    Freiheit ist für ihn das Wichtigste. Daher kann jemand, der unter dem Peter-Pan-Syndrom leidet, keine innigen und langen Beziehungen eingehen. Diese bleiben nur oberflächlich und meist auf der sexuellen Schiene.
  • Ödipuskomplex
    Der fast tägliche Kontakt zu seiner Mutter ist sein Lebensinhalt. Die wichtigste Frau in seinem Leben, weiß über alles Bescheid, sorgt sich um ihn, kauft für ihn ein, wäscht die Wäsche und kocht das Essen. Nicht selten leben Betroffene noch mit der Mutter zusammen.
  • Kaum Freundschaften
    Schon die oben genannten Punkte legen nahe, dass gute Freundschaften so kaum entstehen können. Er trifft sich zwar mit vielen, vor allem jüngeren Menschen, diese Freundschaften sind aber allenfalls oberflächlich – wenn überhaupt.
  • Chauvinistisch veranlagt
    Männer sind mehr wert als Frauen – diese Einstellung findet man bei Betroffenen häufig. Sie lassen sich von Frauen bedienen, geben aber nichts zurück.
  • Liebt am meisten sich selbst
    In jedem Betroffenen steckt ein kleiner Narzisst. Selbstverliebtheit ist für ihn selbstverständlich. Hinzu kommt ein gewisser Hang von Perfektionismus.

Weitere Anzeichen sind:

  • Geht es darum, sich zu entscheiden, hat ein Betroffener große Schwierigkeiten.
  • Jemand, der unter dem Peter-Pan-Syndrom leidet, ist schnell beleidigt.
  • Auch wird er, wenn es anders läuft, als er sich das vorstellt, mürrisch und dickköpfig.
  • Schuld haben immer die anderen, aber niemals er.
  • Mit Geld kann ein Betroffener nicht umgehen. Geld ausgeben ist wichtiger, als Geld zu sparen.

Schuld sind die Eltern

Für Experten ist klar: Sofern jemand am Peter-Pan-Syndrom leidet, sind ausschließlich die Eltern und deren Erziehung schuld. Experten sagen dazu auch Helikopter-Eltern. Zwei Erziehungsfehler sind dafür ausschlaggebend.

Fehler 1: Alles ist toll Fehler 2: Falsche Fürsorge
   
Egal, was der Sohn tut, es wird alles als toll empfunden. Kritik wird am Kind nicht geübt. Es kann tun und lassen, was es will. Gleichzeitig ist in der Familie eine gewisse Distanz untereinander zu spüren. Alles, was der Sohn tut, wird überwacht. Will das Kind etwas Eigenes tun, wird ihm dies abgenommen. Er muss sich um nichts kümmern und erlebt dadurch eine falsche Fürsorge. So kann sich der Betroffene im Alter auch nicht selbst helfen und trifft keine oder falsche Entscheidungen.
Eines aber ist bei beiden Varianten gleich: Das Kind baut eine intensivere Beziehung zur Mutter auf. Der Vater dagegen ist streng, der Sohn fühlt sich von ihm weniger geliebt.

Allerdings ist auch der heutige Boom des ewigen Jungseins ein Grund dafür, warum viele in der geistigen Entwicklung auf dem Stand von jungen Menschen sind. Die Jugend wird glorifiziert, in der Werbung werden nahezu ausschließlich jüngere Menschen angesprochen. Eine Entwicklung, die nicht nur Vorteile hat.

Wenn der Partner ein Peter Pan ist

Mann im Anzug fährt albernd auf kleinem Dreirad
Bild: Männer mit Peter-Pan-Syndrom verhalten sich kindisch. Quelle: Stefano Cavoretto – 263028320 / Shutterstock.com

Sich in jemanden verlieben – das kann man nicht steuern. Am Beginn einer Beziehung ist alles perfekt. Wenn der Mann charmant ist, viel lacht und gerne auch mal rumalbert und dazu noch spontan ist, sind das noch lange keine Anzeichen für das Peter-Pan-Syndrom. Doch mit der Zeit merkt der Partner recht schnell, dass das alles nur oberflächlich ist. Hinzu kommen das Drücken vor Verpflichtungen, die chauvinistische und auch die narzisstische Ader. Aber was tun in einer solchen Situation?

Wichtig ist, dass man die Situation erkennt und dem Partner keine Vorwürfe macht. Das heißt, man muss erkennen und wissen, warum er sich so verhält. Erst dann sollte man das Gespräch suchen, Hilfe anbieten und auch fremde Hilfe in Anspruch nehmen. Je nach der weiteren Entwicklung sind die Konsequenzen zu ziehen. Wissen sollte dabei jeder, dass Männer, die unter dem Peter-Pan-Syndrom leiden, dies selbst nicht wissen, nichts für ihr Verhalten können und somit auch nicht verantwortlich dafür gemacht werden können.

Ob die folgende Statistik zeigt, dass immer mehr Männer unter dem Peter-Pan-Syndrom leiden, ist nicht erwiesen. Auffällig ist es allemal, dass das Heiratsalter lediger Männer immer weiter ansteigt – und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und in der Schweiz.

Die Zahlen zeigen deutlich, dass das Heiratsalter lediger Männer immer weiter ansteigt
Grafik: Heiratsalter lediger Männer. Quelle: eigene Darstellung

Das Peter-Pan-Syndrom sollte niemand auf die leichte Schulter nehmen. In vielen Fällen ist mit Sicherheit die Hilfe eines Psychologen anzuraten. Dennoch heißt das nicht, dass jeder Mann, der ewig Kind bleiben möchte, nicht auch beziehungsfähig ist.

Quellen: 
Stefano Cavoretto – 263028320 / Shutterstock.com
mmaja – 479842390 / Shutterstock.com