Online-Wertermittlung für Haus- und Grundwert – Vor- und Nachteile sowie Alternativen

Gastbeitrag von André Heid, Heid Immobilien GmbH

Wer eine Immobilie verkaufen oder erwerben möchte, der muss vor allem wissen, welchen Wert diese hat. An ihm orientieren sich nämlich der verlangte Verkaufspreis und das abgegebene Kaufangebot gleichermaßen. Heute nutzen immer mehr Immobilieneigentümer eine Online-Wertermittlung, die von Banken, Immobilienportalen und auch Maklern im Internet angeboten wird. Welche Vor- und Nachteile hat eine Online-Wertermittlung für Haus- und Grundwert und welche Alternativen gibt es?

Warum Online-Wertermittlungen für Immobilien im Trend liegen

Bei der Entscheidung, den Wert der eigenen Immobilie bzw. des eigenen Grundes mittels einer Online-Wertermittlung berechnen zu lassen, spielen sehr häufig die Kosten sowie Zeitgründe eine wichtige Rolle. Erstens ist eine solche Wertermittlung in den meisten Fällen kostenfrei, zweitens muss man nicht viel Zeit aufwenden, um sie durchzuführen. Die Online Wertermittlung Immobilie funktioniert ganz einfach, indem man verschiedene Basisinformationen in ein Onlineformular einträgt.

Zu diesen Informationen gehören die Art der Immobilie, die Adresse oder die Wohn- bzw. Grundstücksfläche. Zudem ist anzugeben, ob die Immobilie selbst bewohnt wird oder ganz oder teilweise vermietet ist. Darüber hinaus sind Angaben zum Baujahr und zu Zeitpunkten durchgeführter Renovierungen zu machen. Auch die Etagenzahl, die Zimmeranzahl sowie die Zahl der Badezimmer oder das Vorhandensein von Sauna, Schwimmbad oder Dampfbad einschließlich des jeweiligen Zustandes wird abgefragt. Hinzu kommen Fragen zu vorhandenen Garagen oder Parkplätzen. Sind alle Informationen eingegeben, klickt man auf Immobilie bewerten und erhält einen Marktwert. Der gesamte Vorgang nimmt nur wenige Minuten in Anspruch.

Wer sich mit dem Thema Immobilien auskennt, erkennt schnell die Grenzen einer Online-Wertermittlung. Es fehlt vor allem die Besichtigung des zu bewertenden Objekts. Nut bei einer Begehung lassen sich fundierte Aussagen zum Bauzustand, zur Infrastruktur oder zu wertmindernden Faktoren tätigen. Erst sie machen aus einer verkürzten Wertermittlung, wie sie  die Online-Wertermittlung darstellt, eine ausführliche Immobilienwertermittlung, wie sie ein Gutachter bzw. Immobiliensachverständiger erstellt.

Online-Wertermittlung als wichtige Ersteinschätzung

Der Mehrwert einer Online-Wertermittlung für Haus- und Grundwert liegt vor allem darin, dass eine solche Bewertung Immobilieneigentümer:innen einen ersten Richtwert liefert, in welchem Bereich denn ein Verkaufspreis angesiedelt sein müsste, um die Immobilie zu veräußern. Zudem ist eine Online-Wertermittlung dazu geeignet, ein Gefühl dafür zu bekommen, in welchen Bereichen eine Immobilie noch Optimierungsbedarf besitzt. Wo wäre es vielleicht sinnvoll, vor einem Verkauf noch Renovierungs- oder Sanierungsmaßnahmen durchzuführen, durch die der Wert einer Immobilie insgesamt steigen würde.

Das Ergebnis einer Online-Wertermittlung kann darüber hinaus Aufschlüsse geben, ob der angedachte Verkaufspreis realistisch ist. Das zeigt sich schnell, wenn man ihn beispielsweise mit den Preisen von ähnlichen Immobilien in der Umgebung vergleicht. Wie exakt die Berechnung des Immobilienwertes tatsächlich ist, zeigt sich aber spätestens, wenn man der Online-Wertermittlung ein ausführliches Wertermittlungsgutachten eines Sachverständigen gegenüberstellt, der wesentlich mehr Indikatoren in seine Wertermittlung mit einfließen lässt.

Vor- und Nachteile einer Online-Wertermittlung

Neben den bereits genannten Vorteilen, dass ein solches Verfahren kostenlos ist und wenig Zeit beansprucht, sind vor allem die Durchführung ohne Registrierung (also anonym), der schnell verfügbare, erste grobe Überblick zum regionalen Immobilienmarkt sowie manchmal erhältliche Informationen bezüglich noch erhältlicher Immobilien oder geplanter Bauvorhaben. Solche Planungen können Aufschluss über die mögliche Entwicklung des Immobilienmarktes geben.

Durch eine Online-Wertermittlung erhält man außerdem einen guten Überblick über die Infrastruktur, also vorhandene Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Kinderspielplätze, Schulen, Sporteinrichtungen, Restaurants und ähnliches. Auch hinsichtlich der Verkehrsanbindung einer Immobilie gibt es meist Informationen. Solche Infos zur Mikro- und Makro-Infrastruktur sind vor allem für das Berufsleben und für den Aufbau sozialer Kontakte wichtig.

Als ein großer Nachteil einer Online-Wertermittlung gilt vor allem ihre Ungenauigkeit. Als Basis dienen nur wenige Indikatoren, wodurch man lediglich einen Annäherungswert an den tatsächlichen Marktwert erhält. Ungenaue Zahlen können z. B. bei Finanzierungen zu großen Problemen führen. Auch in Sachen Neutralität gibt es Nachteile, weil jede Plattform zur Wertermittlung jeweils andere Funktionen nutzt und unterschiedliche Verfahren einsetzt.

Das größte Manko sind aber nicht durchgeführte Besichtigungen der zu bewertenden Immobilie. Als Grundlage dienen ausschließlich die im Internet verfügbaren bzw. vom Eigentümer bereitgestellten Informationen. Faktoren wie eine stark frequentierte Straße direkt vor dem Haus oder feuchte Wände im Keller (die bei einer Begehung auffallen würden) bleiben unberücksichtigt.

Immobiliensachverständige – Alternative zur Online-Wertermittlung

Als Alternative zur Online-Wertermittlung stehen Immobilieneigentümer:innen oder auch Kaufinteressent:innen die Dienstleistungen eines Gutachters oder Sachverständigen zur Verfügung. Sie erstellen ausführliche Wertgutachten, in denen sämtliche relevanten Faktoren, wertsteigernde wie wertmindernde, berücksichtigt werden.

So ist es den Experten für Immobilienbewertungen möglich, Gutachten zu erstellen, die nicht nur den exakten Marktwert einer Immobilie oder eines Grundstücks benennen, sondern die auch rechtssicher und damit vor Gericht als Beweismittel zulässig sind. Bei einer Online-Wertermittlung ist dies nicht der Fall.

Natürlich ist eine vom Sachverständigen vorgenommene Wertermittlung mit Kosten zwischen 1.200 und 2.000 Euro nicht so preisgünstig wie eine Online-Wertermittlung. Es ist aber zu berücksichtigen, dass sich die Kosten durch den deutlich höheren Verkaufserlös mehr als ausgleichen lassen.

Zu André Heid:

André Heid ist seit vielen Jahren in der Immobilienbranche tätig und Gründer der seit 2011 aktiven Heid-Immobilienbewertung. Er ist Bauingenieur und Sachverständiger für die Bewertung von bebauten und unbebauten Grundstücken.